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Standort: Zürich, Switzerland

14.5.06

Heinrich Heine Gedichte Teil 1

Ein Jüngling liebt ein Mädchen,
Die hat einen andern erwhlt;
Der andre liebt eine andre,
Und hat sich mit dieser vermählt.

Das Mädchen heiratet aus Ärger
Den erst besten Mann,
Der ihr in den Weg gelaufen;
Der Jüngling ist übel dran.

Es ist eine alte Geschichte,
Doch bleibt sie immer neu;
Und wem sie just passieret,
Dem bricht das Herz entzwei.
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Das Fäulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.

Mein Fäulein! sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück.
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Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute.
Klinge, kleines Fühlingslied,
Kling hinaus ins Weite.

KLing hinaus, bis an das Haus,
Wo die Blumen spriessen.
Wenn du eine Rose schaust,
sag, ich lass sie grüssen.
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Sie sassen und tranken am Teetisch
Und sprachen von Liebe viel.
Die herren, die waren ästhetisch,
Die Damen von zartem Gefühl.

"Die Liebe muss sein platonisch",
Der dürre Hofrat sprach.
Die Hofrätin lächelt ironisch,
Und dennoch seufzet sie: "Ach!"

Der Domherr öffnet den Mund weit:
"Die Liebe sei nicht zu roh,
Sie schadet sonst der Gesundheit."
Das Fräulein lispelt: "Wieso?"

Die Gräfin spricht wehmütig:
"Die Liebe ist eine Passion!"
Und präsentieret gütig
Die Tasse dem Herren Baron.

Am Tische war noch ein Plätzchen;
Mein Liebchen, da hast nur du gefehlt.
Du hättest so hübsch, mein Schätzchen,
Von deiner Liebe erzählt.
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Lore-Ley

Ich weiss nicht, was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fliesset der Reihn;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar,
Ihr goldenes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.

Sie kämmt es mit goldenem Kamme,
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreifft es mit wildem Weh;
Er scahut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende SChiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lore-Ley getan.