"Man sieht nur, was man weiss"
Die Bücher über Harry Porter gingen in den letzten Jahren öfters über den Ladentisch als fast alle anderen Werke und machten die Autorin, die zuvor noch von der Sozialhilfe lebte, zur drittreichsten Frau Englands. Sie schreibt eine Geschichte über einen Jungen, der ein Zauberer
ist und in dieser seiner Welt integriert wird.
Albus Dumbledore ist der Schulleiter von Hogwarts, der Zaubererschule, die Harry absolviert.
Er wurde mehrmals für den Posten des zauberei ministers vorgeschlagen und dies aus einem guten Grund:
Es gibt kaum etwas, was dieser Dumbledore nicht weiss. Er ist fähig, die verborgensten Geheimnisse zu entdecken und zu lösen. Er weiss immer, was im Moment gerade am Wichtigsten ist. Er kann durch seinen Verstand sogar sehr präzise Zukunftsprognosen machen, die dann auch immer eintreffen.
Bei uns Menschen geht es nicht immer so berechenbar zu wie in Dumbledores Zauberwelt. Die Geschichte zeigt, dass der Mensch immer erst im Nachhinein klüger ist. Dass der Kommunismus in unserer Gesellschaft nicht durchführbar ist, wollten die einflussreichen Leute Russlands vor 50 Jahren nicht glauben.
Bis die Menschen merkten, dass die Erde eine Kugel ist, brauchte die Wissenschaft mehrere Anläufe. Niemand sah, das sich entfernende Schiff unter dem Horizont verschwinden.
Niemand wusste es, oder man achtete ganz einfach nicht darauf.
Wissen bedeutet also die Fähigkeit, Dinge zu erkennen und Probleme vorherzusehen und lösen zu können.
"Sehen ist Macht", denn nur was man weiss, sieht man und was man weiss, bringt Macht.
Unsere Bundesräte werden dafür bezahlt, dass sie die Probleme unserer Nation sehen und bekämpfen. Die Wirtschaftsführer unserer Gesellschaft kamen zu ihrer Macht, weil sie mehr al alle anderen in der Lage sind, ihre Unternehmen zu leiten und Kapital aus den Anlagen zu schlagen. Sie sehen voraus, was passieren wird, oder sie sollten das zumindest. Wenn ihr Plan nicht aufgeht, dann gibt es Krawall. Man weiss ja, was mit der Swissair geschehen ist...
Früher waren immer die Stammesältesten die Führer, so stellten beispielsweise die Alten der Indianerstämme immer die Weisen dar, denn sie haben in ihrem Leben mehr gesehen als alle anderen. Sie konnten somit auch besser erkennen, was die Zukunft bringen wird.
Heute ist das nicht mehr zwangsläufig so: Ruth Metzler war keine Greisin, trotzdem kletterte sie auf der Machtpyramide der Schweiz sehr hoch.
Junge Menschen drängen auch in der Wirtschaft an die Spitze, so zum Beispiel die Erfinder von E-Bay und von Google.Die klassische Gesellschaftsordnung wird gestürzt, Kinder an die Macht.
Mangelndes Wissen kann sich rächen, doch scheinen heutzutage auch immer jüngere Menschen, die Macht des Wissens zu beherrschen.
Diese Menschen schöpfen ihr Wissen aus Quellen wie dem Internet, aus der Schule, aus ihrem noch ziemlich kurzen Leben. Sie halten durch und erreichen Dinge, die vor einigen Jahrzehnten noch undenkbar gewesen wären. Haben sie nur Glück, oder sind sie ihres Glückes Schmied? Irgendwie kommen beide Punkte zusammen, denn wer das Glück nicht provoziert, wer nicht die Gelegenheit schafft, dass es in Erscheinung tritt, der wird es nie finden. Und doch gehört zum Leben mehr, als nur der wirtschaftliche Erfolg. Die Selbstmordrate steigt immer höher, es gibt immer mehr Psychologen.
Man lebt nicht mehr, man kämpft nur noch. Es ist ein Kampf um Macht, der auf der Tatsache beruht, dass man nicht viel wissen muss, um im Kampf bestehen zu können. Das Leben ist ein Kampf. Doch dreht er sich nicht mehr um Probleme wie das Leben selbst, die Glücklichkeit und die Zufriedenheit. Diese Punkte werden auf das Streben nach Wichtigkeit und Wohlstand abgewälzt. Nur: Damit wird aber niemand glücklich. Die innere Zufriedenheit wird nicht erreicht.
Also lässt sich die Energie des Menschen für das Leben aus dem Wissen schöpfen?
In vielen Punkten stimmt diese Aussage, denn Wissen stützt sich auf Erfahrungen und diese erreicht man nur, wenn man Dinge selbst erlebt, oder im Gespräch mit anderen Leuten, die natürlich auch andere Erfahrungswerte mitbringen.
Dies muss sich mischen mit dem Vermächtnis unserer Vorfahren, das wir in der Schule serviert bekommen. So erreicht man eine Fülle im Leben, die auch etwas bringt, Geld allein macht nicht glücklich.
Je mehr man weiss, desto mehr sieht man, je mehr man sieht, desto mehr lebt man.
Diese Werte gingen immer mehr verloren. Doch glücklicherweise erkennt man diese Probleme der heutigen Gesellschaft mit der Zeit auch besser:
Wenn einer schlecht in der Schule ist und sich nur sehr schlecht konzentrieren kann, dann bekommt dieses Kind Ritalin, denn das Antidefizitsyndrom ist schlecht für die berufliche Karriere. Dass Ritalin aber schlecht für das Kind ist, spielt eine untergeordnete Rolle.
Im Alltag mit der Welt kämpfen, doch am Wochenende abschalten, alles verdrängen, so geht' s. Ein dreifaches Hurra auf Alkohol und Drogen.
Immer mehr Menschen, auch Erwachsene, tappen in diese Falle. Für den Wissenden zeigt sich das Problem mit aller Gewalt: Man merkt einem Kind im Gespräch an, dass es Ritalin nimmt. Alles natürlich auf legaler Basis.
"Wer kifft, denkt langsamer", diese Aussage stimmt so nicht ganz, doch auch diese "leichte" Droge bringt erkennbare Schäden im Gehirn mit sich. Sehend sollte man sein.
Depressionen. sind an der Tagesordnung, Nervenzusammenbrüche sind gefürchtet doch das zu Recht. Niemand kann sich selbst davonrennen, nur seinem Schatten. Irgendwann wird der Flüchtige dann selbst zu einem solchen seiner selbst.
Kinder werden demokratisch erzogen, eine Errungenschaft der Flowerpower-Zeit. Es ist nicht mehr wichtig, was das Kind weis's, es ist nur wichtig, was es erreicht. Wenn es in der Schule schlecht ist, dann gibt es beispielsweise auch noch den Sport, der eigenen Gesetzen folgt. Da sieht man nicht, was einer weiss, nur was einer kann. Können ist das heutige Schlagwort! Wissen ist in den Hintergrund gerückt. man träumt nicht mehr von Wissen, sondern von unrealistischen Zielen, die man eines Tages erreichen will. Somit rückte auch der Stellenwert der Schule in den Hintergrund und gewann ganz andere Bedeutungen. Nicht was man lernt ist wichtig, sondern, dass man die Matura als Papier in seinen Händen halten kann. Wie man die Schule durchläuft, ist egal. Spicken und Abschreiben for ever.
In der Psychologie wurde bewiesen, dass sich ein Mensch, je mehr er weiss, desto objektiver einschätzen kann.
Nur durch diese Objektivitätsbrille kann ein Mensch etwas erreichen. Geht diese Brille jedoch verloren, dann wird es nicht ein Kampf für das Ziel, sondern ein Kampf mit seinen Vorstellungen, mit sich selbst. "Der Weg ist das Ziel", nicht: "Das Ziel ist der Sieg", sonst kämpft man eine Schlacht, die man schon lange vor dem Anfang verloren hat! Es lebe Elvis.
Ein anderes Standbein im Leben stellen die Gefühle dar. Emotionale Kompetenz wird immer mehr gefördert. Sie hilft, andere Menschen zu verstehen, wissen, wie diese sich fühlen und ihnen nachfühlen zu können. Die Welt wird weich. Doch genau diese Gefühle zeigen uns unsere Mitmenschen. Wer sich seiner Gefühle nicht bewusst ist, hat diese Fähigkeit nicht. Doch neigt die moderne Weltbevälkerung dazu, die eigenen Gefühle zu verdrängen, anders kommt man mit dem äusseren und inneren Druck nicht mehr zurecht. Der Mensch wird zum emotionalen Nullpunkt, zum Einzelkämpfer. Soziale Anarchie. Depressionen sind die Zeugen unserer Zeit! Das Positive daran ist, dass die Schlafenden dadurch aufgerüttelt werden. Man kann nicht länger von den Problemen davonrennen, die Gesellschaft wird gezwungen, den Problemen ins Angesicht zu treten, von denen sie langsam eingekreist wurde.
"Man sieht nur, was man weiss", doch entdeckt man den Mangel leider meistens erst nach dem Absturz. Die Mängel leuchten immer heller, blind kann sich keiner mehr stellen.
Man beginnt, sich wieder mehr auf das Wissen zu konzentrieren, die Blinden werden sehend. Erst langsam verkommen Heldenfiguren wie Professor Dumbledore wieder zu dem, was sie eigentlich sind: Vorbilder, Freunde, Unterhaltung. Für die Unwissenden werden sie aber immer ein Traum vom eigenen Leben darstellen, ein Schatten des Sehens auf die Blindheit.
(Dies ist ein Probematuraufsatz von Manuel B. (Name der Redaktion bekannt), vom 31.03.2006)
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